Klinik für Urologie

Gutartige Prostatavergrösserung

Personalisierte Therapie

Bei etwa der Hälfte aller Männer jenseits des sechzigsten Lebensjahrs – gelegentlich aber auch schon bei deutlich jüngeren Patienten -  bestehen Beschwerden beim Wasserlassen, die am häufigsten durch eine gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata) bedingt sind. Durch häufiges Wasserlassen, insbesondere in der Nacht, abgeschwächten Harnstrahl oder das erschwerte Unterdrücken des Harndrangs beeinflusst diese Erkrankung maßgeblich die Lebensqualität der betroffenen Männer.

Für jeden Patienten das optimal passende OP Verfahren

In Abhängigkeit von der Größe der Prostata und individuellen, anatomischen Gegebenheiten (Vor-OPs,
Z.n. Netz-Einlage bei Leistenhernien-OP, Harnröhrenenge, Body-Mass-Index) können wir Ihnen unterschiedliche OP Techniken anbieten. Bei der Entscheidung für das optimale OP Verfahren werden natürlich auch Ihre persönlichen Bedürfnisse und evtl. vorliegende Nebenbefunde (Harnblasendivertikel, Harnblasenstein) berücksichtigt, um die die für Ihren speziellen Fall bestmögliche Therapieoption auszuwählen (►Therapieverfahren).

Unterschiedliche Ausprägungen und Begleiterkrankungen der gutartigen Prostatavergrößerung:

Symptomatik der gutartigen Prostatavergrößerung – Op-Indikation

Typischerweise macht sich die Prostatavergrößerung durch Probleme bei der Blasenentleerung (obstruktive Symptome) und/oder eine Störung der Speicherfunktion (irritative Symptome) der Harnblase bemerkbar.

Symptome der Blasenentleerungsstörung (Obstruktion)

  • Schwacher Harnstrahl
  • Lange Miktionsdauer
  • Bauchpresse beim Wasserlassen
  • Verzögerter Miktionsbeginn
  • Nachtröpfeln
  • Harnverhaltung

Symptome der Speicherstörung (Irritation)

  • Häufiges Wasserlassen
  • Nächtliches Wasserlassen
  • nächtlicher Harndrang
  • imperativer Harndrang
  • Dranginkontinenz

Dringende Indikationen für einen operativen Eingriff

  • Wiederholter Harnverhalt
  • Häufige Infektionen von Harnblase, Prostata, Nebenhoden oder Nieren
  • Hohe (zunehmende) Restharnmengen
  • Blasensteine
  • Wiederholte, stärkere Blutungen aus der Prostata (Prostatarandvenenblutung)
  • Urinrückstau in die Nieren
  • Hoher Leidensdruck – massive Einschränkung der Lebensqualität in Folge der BPO
Unser Konzept: Individualisierte Therapie

Individualisierte Therapie: Ihre Anatomie – auch die Ihrer Prostata und Harnblase – ist genauso einzigartig wie Sie selbst. Daher gibt es auch nicht die eine, für jeden in gleicher Weise geeignete OP Methode, mit der sich die Beschwerden rund ums Wasserlassen beheben lassen. Wir passen unser Therapie Verfahren Ihren individuellen Bedürfnissen, Ihren spezifischen Beschwerden und Ihren speziellen anatomischen Voraussetzungen an und entscheiden gemeinsam mit Ihnen, über das für Sie optimal passende Vorgehen.

Die Anwendung modernster, minimal invasiver Laser-Techniken ( > HoLEP, > BipolEP), robotergestützter Therapieverfahren (> Aquablation) sowie die stete Weiterentwicklung und Perfektionierung, seit langem etablierter OP Methoden ( > TUR-P, > Millin) ermöglicht es uns, Ihnen für jede Prostatagröße und jegliche persönliche Situation das ideale Verfahren anbieten zu können.

Medikamentöse Therapie der BPO

Am Anfang der Therapie steht in der Regel die konservative (medikamentöse) Behandlung. Bei entsprechender Indikation werden Ihnen Medikamente (s.u.) von Ihrem Urologen verordnet und das Ansprechen in der Praxis kontrolliert. Wenn die Beschwerden trotz medikamentöser Therapie nicht geringer werden oder die Symptomatik gar zunimmt, ist häufig ein operativer Eingriff notwendig um hier Abhilfe zu schaffen und/oder schwerwiegende Folgen für die Funktion der Harnblase oder der Nieren zu verhindern.

  • Phytotherapeutika (Sägepalme, Kürbiskerne): kein nachweisbarer medizinischer Nutzen jedoch relativ guter Placeboeffekt
  • 5 Alpha Reduktasehemmer (Finasterid, Dutasterid ): kann die Prostatagrösse um bis zu 30% reduzieren; langsamer Wirkungseintritt
  • Alpha1 Rezeptorblocker (Alfuzosin, Doxazosin, Silozosin, Terazosin, Tamsulosin): Entspannung der glatten Muskulatur innerhalb der Prostata und am Blasenauslaß; Verbesserter Harnstrahl; sofortiger Wirkungseintritt
  • PDE-5 Hemmer (Tadalafil 5g) Potenzmittel, in geringer Dosierung
  • Anticholinergika (Trospiumchlorid, Oxybutynin, Solifenacin): ruhigstellen der Überaktiven Blase

Operative Behandlungsmethoden

Neue robotergestützte operative Therapieverfahren

AQUABLATION®

Das Aquablation® System beschreibt ein Therapieverfahren für die Behandlung der gutartigen Prostatahyperplasie, bei dem mit Hilfe eines Hochdruckwasserstrahls das zu
entfernende Prostatagewebe innerhalb der Prostatakapsel abgetragen werden kann. Mit Hilfe moderner Robotertechnik und unter Ultraschall-Echtzeitkontrolle erfolgt nach genauer computergestützter Therapieplanung die Abtragung des Prostatagewebes mittels eines gezielten Wasserstrahls. Da es sich um ein nichtthermisches Verfahren handelt, können wichtige Strukturen, welche für eine gute Kontinenz und Sexualfunktion notwendig sind, besonders gut geschont werden. Insbesondere legen Studien nahe, dass eine antegrade Ejakulation bei diesem Verfahren häufi ger erhalten werden kann. In vielen Studien konnte im Vergleich mit anderen gängigen OP-Methoden die Effektivität des Aquablation®-Verfahrens nachgewiesen werden.

ABLAUF DER AQUABLATION®-THERAPIE

Zunächst erfolgt im mit Hilfe des hochauflösenden transrektalen Ultraschalls eine genaue Therapieplanung. Wichtige Strukturen können millimetergenau ausgespart und damit geschont werden.
Nach entsprechender Planung und Markierung des zu behandelnden Gewebeanteils kann der eigentliche ablative Teil der Operation beginnen. Das Gewebe wird nun robotergestützt durch einen Hochdruckwasserstrahl abgetragen. Der eigentliche Abtrag des Prostatagewebes dauert je nach Prostatagröße nur zwischen 5 und 10 Minuten. Der gesamte Eingriff benötigt durch die Vor- und
Nachbereitungszeit ca. 45 – 60 min. In einer abschließenden Blasenspiegelung wird das Therapieergebnis nochmals überprüft und gegebenenfalls kleinere Blutungen im Resektionsbereich verödet.
Nach der Operation wird ein sogenannter Spülkatheter eingelegt, welcher für wenige Tage belassen wird.

Minimalinvasive operative Therapieverfahren

Blasenauslassinzision / TUI-Prostata

Die Blasenauslaßenge (Synonym: hypertropger Sphinkter internus Bereich; hoher Blasenauslaß) betrifft mehrheitlich relativ junge Männer – zwischen 20 und 50 Jahren – mit – altersentsprechend - recht kleiner Prostata, die aber dennoch unter, oftmals massivsten, obstruktiven Miktionsbeschwerden leiden. Teilweise bestehen bereits hohen Restharnmengen, und außergewöhnlich hohe Blasenkapazitäten über 1000ml sowie ein deutlich verdickter Detrusor (Blasenwandmuskel) und üblicherweise ein stark abgeschwächter Harnstrahl (Flow unter die 10 ml/sec).

Diesen Patienten können wir sehr gut mit einem verhältnismäßig kleinen Eingriff – einer Blasenauslaßinzision bei 5 und 7 Uhr; ggf. auch mit einer ejakulationsprotektiven Resektion des Blasenauslaß und Prostatamittellappens (s.u.), unter Erhalt des paracollikulären Gewebes – sehr gut helfen.

Auch für Patienten die nach stattgehabter Prostataoperation (radikale Prosrtatektomie, TUR-Prostata o.ä.) im Zuge der Heilung eine narbige Blasenauslaßenge entwickeln können wir mit diesem Verfahren in der Regel sehr schnell und effektiv helfen.

Ejakulationsprotektive TUR-Prostata

Basierend auf neuesten physiologischen, anatomischen und radiologischen Untersuchungen liegen die Strukturen, die für eine antegrade (nach außen führende) Ejakulation verantwortlich sind im Samenhügel (Colliculus Sminalis) und im paracolliculären (den Samenhügel umgebenden) Gewebe. Falls dieses Gewebe nicht zur Verengung der prostatischen Harnröhre beiträgt, können wir Anhand dieser Kenntnisse, diesen Bereich im Rahmen der Resektion schonen und somit Ihre gewohnte Sexualfunktion und den Samenerguss erhalten. Diese Methode wird in erster Linie für Männer mit noch besehendem Kinderwusch angewandt; ist aber natürlich auch für alle Männern, die grössten Wert auf eine antegrade Ejakulation legen interessant.

Bipolare, continuos Flow TUR-Prostata

Bei der Transurethralen Resektion wird das Prostataadenom mit Hilfe einer elektrischen Schlinge über die Harnröhre ausgeschabt. Dieses Verfahren ist nach wie vor der Goldstandard bei kleinen bis mittelgroßen Prostatadrüsen – bis ca. 60 ccm. Die Durchführung erfolgt unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie (Rückenmarksbetäubung) und wird bei uns mit modernsten, bipolaren, continous Flow Resektoskopen durchgeführt.  Mit der Einlage eines Katheters in die Harnblase, der für einige Tage verbleibt, endet die Operation. Der Patient sollte mit einem stationären Krankenhausaufenthalt von 3 bis 4 Tagen rechnen.

Holmium Laser Enukleation der Prostata (HoLEP)

Neben der TUR-Prostata (sh. dort) hat sich in den letzten Jahren die Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP) als besonders effektives Therapieverfahren bei der gutartigen Prostatavergrößerung etabliert. Hierbei kann die Prostata schonend mit einem Laserverfahren über die Harnröhre verkleinert werden.
Bei dieser Methode wird das Adenomgewebe unter Sicht und Unterstützung des Lasers entlang der Prostatakapsel herausgelöst und anschließend in Richtung Blase mobilisiert. Zum Abschluss des Eingriffes wird das Gewebe in der Blase zerkleinert und kann dann aus der Blase geborgen werden. Somit ist es also nach wie vor möglich, das entfernte Gewebe pathologisch auszuwerten.

Da bei der Holmium Laser Enukleation schichtgerecht operiert wird, ist das Verfahren besonders blutarm; ein erneutes Gewebewachstum, das nach Jahren einen erneuten Eingriff nach sich ziehen würde, ist nahezu ausgeschlossen.  Wir wenden diese Methode insbesondere bei Prostatadrüsen mitterer Grösse (ca. 50 – 90 ccm) an und erleben insgesamt eine deutliche Zunahme an Operationen dieser Art an unserer Klinik.

Bipolare Enukleation der Prostata (BipolEP)

Anstelle des Lasers (wie bei der HoLEP, sh. dort) kann das Prostataadenom auch mit einer bipolaren Sonde – also mit hochfrequentem Strom – enukleiert werden. Die Indikation und die Ergebnisse sind mit der Laser-Enukleation vergleichbar.

Offen chirurgische Therapieverfahren

Offene Prostataadenomektomie (Millin-OP)

Die offene Adenomenukleation wird regelhaft bei sehr großen Prostataadenomen (Grösser 100 ccm) angewendet. Hierbei wird das vergrößerte Prostatagewebe über einen kleinen Unterbauchschnitt entfernt. Der operative Aufwand und der stationäre Krankenhausaufenthalt sind vergleichbar mit der Resektion oder Enukleation der Prostata durch die Harnröhre (TUR-P / HoLEP). Die langfristigen Ergebnisse sind gegenüber den endoskopischen Verfahren oft überlegen, eine erneute Operation ist nach vollständiger Entfernung des Adenoms in der Regel nicht mehr notwendig. Gleichzeitig vorliegende Erkrankungen, wie z. B. Blasensteine oder Blasendivertikel (sh. dort) (Ausstülpungen der Blasenmuskulatur), können hierbei in einem Eingriff mitbehandelt werden.

Therapie von Harnblasensteinen und Harnblasendivertikeln

Als Folge einer Prostatavergrösserung bzw. der dadurch verengerten prostatischen Harnröhre kann es zu pathologischen Veränderungen an und in der Harnblase kommen:

Wenn die Blase sich nicht mehr vollständig entleeren kann, kommt es gehäuft zur Kristallisation von Salzen im (Rest-)Urin und in Folge dessen zur Ausbildung von (manchmal sehr großen) Harnblasensteinen.

Wenn für das Wasserlassen ein sehr hoher Druck innerhalb der Blase notwendig ist kann es zur Ausstülpung der Blasenschleimhaut durch die Blasenmuskulatur – also zur Entstehung sogenannter Blasendivertikel – kommen. Diese werden im Laufe der Zeit üblicherweise immer grösser und können im Zuge des normalen Wasser Lassens nicht entleert werden.

Im Rahmen einer offenen Prostataadenomektomie (Millin-Op) können die aufgeführten Komplikationen der BPO, vom gleichen Zugang aus, auf einfache Weise mitbehandelt bzw. entfernt werden.

Entscheidungsbaum OP-Methode
Patientenmerkblatt BPO-Therapie

Ansprechpartner

Dr. Florian Fuchs, Ltd. Oberarzt Facharzt für Urologie, operative Urologie, Endourologie, Steintherapie
Dr. Anna Philippi Oberärztin Tumorchirurgie, verantwortliche Ärztin für die urologische Notaufnahme, Fort- und Weiterbildungsbeauftragte
Dr. Sonja Floerke Assistenzärztin
Prof. Dr. Alexander Karl Chefarzt

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