Klinik für Urologie
Harnblasenkarzinom
Das Harnblasenkarzinom ist in Deutschland der 4. häufigste Tumor beim Mann und der 8. häufigste Tumor bei der Frau (www.krebsgesellschaft.de).
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über Symptome, Risikofaktoren und Hintergründe der Krebsentstehung geben.
Die Funktion der Harnblase
Die Harnblase dient uns als Speicherorgan für den von den Nieren kontinuierlich produzierten Urin. Wir können dann den Urin willentlich in bestimmten Zeitabständen abgeben indem wir zur Toilette gehen. Die Harnblase selbst setzt sich aus einem kugelförmigen muskulären Anteil (der sogl. Detrusor-Muskel), welcher die vollständige Entleerung der Blase ermöglicht und einer inneren Auskleidung der Harnblase (Schleimhaut, Mucosa) dem sog. Urothel zusammen. Die Blase befindet sich gut geschützt im knöchernen kleinen Becken des Menschen.
Der Urin wird zunächst von den Nieren produziert und dann über die Harnleiter (sog. Ureter) in die Blase transportiert und findet seinen Eingang in die Blase im Bereich der beiden Harnleitermündungen (sog. Ostien). Eine nicht-willentliche Entleerung der Harnblase verhindert der sog. Schließmuskel wobei hier zwischen einem inneren und einem äußeren Schließmuskel unterschieden wird. Der äußere Schließmuskel kann willentlich von uns gesteuert werden. (Zurückhalten des Urins oder Unterbrechung des Harnstrahls). Der Urin wird dann beim Wasserlassen (der sog. Miktion) über die Harnröhre (Urethra) abgebeben.
Das Füllungsvolumen einer gesunden Harnblase liegt in der Regel je nach Geschlecht und Person zwischen 300 und 500 ml.
Das Karzinom der Harnblase
Laut Robert Koch Institut stellt das Harnblasenkarzinom die zweithäufigste bösartige Erkrankung im Urogenitaltrakt nach dem Prostatakarzinom dar.
Nach Angaben des Robert Koch Institutes werden allein in Deutschland rund 27.000 Neuerkrankungen beschrieben. Hierbei sind Männer im Vergleich zu Frauen ca. 2,5-mal häufiger betroffen.
Bei den Männern liegt der Erkrankungsgipfel im Mittel etwas niedriger bei 70 Jahren als bei den Frauen bei 73 Jahren.
Grundsätzlich ordnet man diese Tumoren unterschiedlichen Ursprungsgeweben zu. Die häufigsten Tumoren in der westlichen Welt sind die sogenannten Urothelkarzinome (von der Schleimhaut des Harntraktes ausgehende Tumore). Daher können sowohl die Blase wie auch die Harnleiter und die innere Auskleidung der Nieren betroffen sein.
Manchmal können diese Tumoren auch mehrere Stellen des Harntraktes gleichzeitig befallen (mulitlokulär), sodass stets besonders sorgfältig die gesamte Harnblase untersucht werden muss. Ggf. ist es auch notwendig den oberen Harntrakt mittels Computertomogramm oder MRT bzw. mit endoskopischen Instrumenten weiter zu untersuchen. Es ist daher von größter Bedeutung von Anfang an eine äußerst genaue Diagnostik durchzuführen, um alle vorhandenen Tumoren zu entdecken und auch so früh wie möglich der richtigen Behandlung zuzuführen.
Grundsätzlich unterscheidet man verschiedene Wachstumsformen von Tumoren im Harntrakt. Man spricht von flachen Wachstumsformen (wie das Carcinoma in situ) von sogenannten papillären (warzenformigen) oder von soliden Tumoren in der Blase.
Bekannte Risikofaktoren für die Entstehung eines Harnblasentumors
Welche Risikofaktoren gibt es für die Entstehung eines Harnblasenkarzinoms?
Risikofaktor Nummer 1 - Das Rauchen
Der Tabakkonsum gilt ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Harnblasenkarzinomen. Verschiedene große retrospektive und prospektive Studien konnten dies übereinstimmend zeigen. Dabei steigt das Risiko für die Entstehung eines Tumors mit der Dauer des Rauchens und der Anzahl der gerauchten Zigaretten an. Man spricht von sog. Pack Years (Anzahl der Pro Jahr gerauchten Zigarettenpackungen)
Ähnlich wie beim Lungenkrebs kann eine Beendigung des Rauchens einen weiteren Anstieg des Risikos verhindern und eine längere Karenz das Risiko auch wieder senken.
Dauerhafte Reizzustände der Harnblase
Unterschiedliche Studien konnten einen Zusammenhang von gehäuften Harnwegsinfektionen mit einem Anstieg des Risikos an einem Harnblasenkarzinom zu erkranken darlegen.
Eine Übersichtsarbeit welche im Jahre 2008 im Rahmen der WHO International Consultation Bladder Cancer from Pathogenesis to Prevention in Stockholm präsentiert wurde zeigte, dass 5 von 6 Studien eine Assoziation zwischen Harnblasenkarzinomrisiko und Harnwegsinfektionen beschrieben.
Prospektive Studien zu diesem Thema liegen leider nicht vor. Eine mehrjährige Harnableitung mittels Dauerkatheter konnte zudem bei Querschnittsgelähmten ein erhöhtes Harnblasenkarzinomrisiko nachweisen, weshalb hier in besonderem Maße Aufmerksamkeit geboten ist.
Aromatische Amine
Sog. aromatischen Amine findet man in verschiedenen Lösungsmitteln und Farben etc. Die einzelnen Vertreter dieser Stoffgruppe unterscheiden sich in ihrem krebsauslösenden Potential ganz erheblich.
Hinsichtlich der Auslösung eines Harnblasenkarzinoms beim Menschen im Sinne einer Berufskrankheit BK 1301 sind vor allem aromatische Amine der Kategorie 1 von Interesse.
An Arbeitsplätzen ist aber im Allgemeinen nicht die Exposition gegen aromatische Amine, sondern die Exposition gegen Azofarbstoffe von Bedeutung. Aus den Azofarbstoffen können im menschlichen Körper durch Stoffwechselvorgänge aromatische Amine freigesetzt werden.
Strahlentherapie
Eine Strahlentherapie im kleinen Becken (beispielsweise im Rahmen eines Prostatakarzioms) kann mit einer Latenzzeit von mehreren Jahren zur Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms führen.
Gerade bei älteren Patienten, die vor Jahrzehnten mit einer aus heutiger Sicht veralteten Technik kurativ bestrahlt wurden, sollte an ein Harnblasenkarzinom als Spätfolge gedacht werden, wenn entsprechende Symptome vorliegen.
Quelle: S3 Leitlinie Harnblasenkarzinom
Die Symptome eines Blasentumors
Das alarmierende Symptom für ein Harnblasenkarzinom stellt die Blutbeimengung im Urin (die sog. schmerzlose Makrohämaturie) dar. Die meisten Patienten berichten über eine rötliche bis braune Färbung des Urins, welche durch Blutungen aus dem Harntrakt verursacht werden. Auch nur eine einmalige Episode der Makrohämaturie ist hier als krankhaft zu werten.
Bei Vorliegen einer Makrohämaturie sollte zwingend ein Urologe aufgesucht werden, um den Ursprung der Blutung festzustellen und schnell die richtige Therapie einleiten zu können.
Die sog. TNM Klassifikation
Die alte WHO-Klassifikation von 2004 zu den Tumoren des Uro-Genitalsystems wurde im Februar 2016 aktualisiert.
T/pT | Beschreibung des Primärtumors | |
T0 | Kein Anhalt für Primärtumor | |
Tis | Carcinoma in situ: "flacher Tumor", d.h. nicht exophytisch, nicht infiltrativ | |
Ta | exophytisch, nicht infiltrativ | |
T1 | Invasion in die Lamina propria | |
T2 | Tumor infiltriert Muskulatur | |
T2a | Tumor infiltriert oberflächliche Muskulatur (innere Hälfte) | |
T2b | Tumor infiltriert tiefe Muskulatur (äußere Hälfte) | |
T3 | Tumor infiltriert perivesikales Gewebe | |
T3a | mikroskopisch | |
T3b | makroskopisch | |
T4 | Invasion in Nachbarorgane | |
T4a | Prostata, Uterus, Vagina | |
T4b | Bauch- oder Beckenwand | |
TX | Angaben zur Infiltration können nicht gemacht werden | |
N | Regionäre Lymphknoten | |
NX | Regionäre LK können nicht beurteilt werden | |
N0 | Kein Anhalt für regionäre LK | |
N1 | solitäre LK-Metastase (hypogastrisch, obturatorisch, externe iliakale oder präsakrale Lymphknoten) | |
N2 | multiple LK-Metastasen (hypogastrisch, obturatorisch, externe iliakale oder präsakrale Lymphknoten) | |
N3 | LK-Metastasen entlang der Aa. iliacae communes | |
M | Fernmetastasen | |
Mx | Fernmetastasen nicht beurteilbar | |
M0 | keine Fernmetastasen | |
M1 | Fernmetastasen |
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