Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin

Neue Herausforderungen für die Anästhesie in Zeiten des Klimawandels

(06.08.2023)

Die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin nimmt an der NO-HARM-Studie teil.

Der Gesundheitssektor trägt mit 5 - 10 Prozent zu den Treibhausgasemissionen in den westlichen Ländern bei, wobei vor allem energieintensive Abteilungen (Intensivmedizin, OP-Bereich) über 50 Prozent der Treibhausgasemissionen eines Krankenhauses verursachen. Der Frischgasfluss am Narkosegerät und die Wahl bzw. der Verbrauch des Narkosemittels haben zudem einen wesentlichen Einfluss auf den anästhesiologischen CO2-Fußabdruck.

Die Klink für Anästhesiologie und Intensivmedizin unseres Hauses leistet durch den Verzicht auf das Narkosegas Desflurane, durch die konsequente Nutzung der Niedrigflussnarkose und durch den hochfrequenten Einsatz von regionalanästhesiologischen Verfahren, wie der Spinalanästhesie, bereits einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der medizinassoziierten Treibhausgasemission. Nicht nur in der Intensivmedizin, sondern auch während der Narkose ist die schonende Beatmung der Patienten eine essentielle Maßnahme, um die Patientenprognose zu verbessern. Wissenschaftlich ist es unklar, welche Narkosemedikamente und Beatmungseinstellungen deutsche Anästhesistinnen und Anästhesisten wählen und was verbessert werden kann.

Im Rahmen der deutschlandweit durchgeführten NO-HARM-Studie, einer Punktprävalenz-Untersuchung der Uniklinik RWTH Aachen, finanziert von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), wurden in einer 5-minütigen Erhebung am 15. März 2023 in den beteiligten Krankenhäusern die Beatmungsparameter aller laufenden Narkosen erfasst. In der Folge wurden von der DGAI erstellte Pocket-Karten mit Informationen zur optimalen Beatmung ausgegeben. Am 14. Juni 2023 erfolgte eine weitere 5-minütige Erhebung der Beatmungswerte.

Ziel der NO-HARM-Studie, an welcher unser Anästhesieteam teilnahm, ist es, ein Bild der Beatmungseinstellungen, der verwendeten Narkoseverfahren und Narkosemedikamente deutschlandweit zu erhalten. Sekundär wird durch eine Änderung des Anwenderverhaltens eine bessere Betreuung der Patienten durch umweltverträglichere Narkoseverfahren angestrebt. Bereits kleine Änderungen im klinischen Alltag können für Umwelt und Patientin bzw. Patient von großem Nutzen sein.