ZEP – Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention

Das Mikrobiom – Ein faszinierendes Forschungsfeld

(03.06.2025)

Das Mikrobiom ist in der Wissenschaft ein zentrales Thema, das mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht wird und große Hoffnungen für neue therapeutische Ansätze weckt. 

Das Mikrobiom ist in der Wissenschaft ein zentrales Thema, das mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht wird und große Hoffnungen für neue therapeutische Ansätze weckt. Doch was verbirgt sich genau hinter diesem Begriff? Wie beeinflusst das Mikrobiom unsere Gesundheit, und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es dazu?

Was ist das Mikrobiom?

Das Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze, Archaeen) sowie deren genetisches Material, die in und auf unserem Körper leben. Der Darm beherbergt mit rund 99 % aller Mikroorganismen die größte Population. Ein gesundes Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle für die Verdauung, die Immunabwehr und verschiedene Stoffwechselprozesse.

Wie wird das Mikrobiom untersucht?

Früher war es schwierig, Mikroorganismen zu identifizieren, da viele von ihnen unter Laborbedingungen nicht kultivierbar sind. Durch moderne DNA-Sequenzierungsmethoden können Forscher heute jedoch die genetische Information von Mikroorganismen analysieren und deren Vielfalt sowie Funktionalität besser verstehen.

Gibt es ein "gesundes" Mikrobiom?

Ein zentrales Thema in der Mikrobiomforschung ist die Definition eines gesunden Mikrobioms. Dabei gibt es keine universelle Antwort, denn die Zusammensetzung des Mikrobioms ist individuell unterschiedlich. Eine hohe Diversität gilt als Merkmal eines stabilen und resilienten Mikrobioms, das sich gut an Veränderungen anpassen kann.

Einflussfaktoren auf das Mikrobiom

Die Zusammensetzung des Mikrobioms wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter:

  • Ernährung: Ballaststoffreiche Nahrung fördert eine vielfältige Mikrobiota/Mikrobiom, während eine fett- und zuckerreiche Ernährung mit einer reduzierten Diversität assoziiert wird.
  • Antibiotika: Diese können nicht nur Krankheitserreger, sondern auch nützliche Darmbakterien eliminieren und das Gleichgewicht des Mikrobioms stören.
  • Lebensstil und Umwelt: Faktoren wie Stress, Hygiene, Schlaf und Bewegung haben ebenfalls Auswirkungen auf das Mikrobiom.
  • Geburtsmodus: Babys, die per Kaiserschnitt geboren werden, haben ein anderes initiales Mikrobiom als Babys, die auf natürlichem Wege geboren werden.

Mikrobiom und Gesundheit

Das Mikrobiom beeinflusst verschiedene physiologische Prozesse und kann mit zahlreichen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden:

  • Darmgesundheit: Eine intakte Darmflora unterstützt die Verdauung und kann vor entzündlichen Darmerkrankungen schützen.
  • Stoffwechsel: Bestimmte Bakterien spielen eine Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels und des Fettstoffwechsels.
  • Immunsystem: Das Mikrobiom trainiert unser Immunsystem und kann uns vor Infektionen schützen.
  • Neurologische Erkrankungen: Es gibt Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Darmflora und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Depressionen ("Darm-Hirn-Achse").

Probiotika, Präbiotika und individualisierte Ernährung

  • Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben können. Sie kommen in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut oder Kefir vor.
  • Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe, die das Wachstum und die Aktivität nützlicher Bakterien im Darm fördern.
  • Personalisierte Ernährung: Erste Studien zeigen, dass das Mikrobiom individuelle Reaktionen auf Lebensmittel beeinflussen kann. Dies könnte in Zukunft zu personalisierten Ernährungsempfehlungen führen.

Zukunft der Mikrobiomforschung

Obwohl das Mikrobiom als vielversprechender Forschungsbereich gilt, stehen Wissenschaftler noch vor großen Herausforderungen. Es fehlen einheitliche Standards für Mikrobiomtests sowie eine eindeutige Definition eines "gesunden" Mikrobioms.

Die Forschung arbeitet intensiv an der Entwicklung neuer mikrobiombasierter Therapieansätze, darunter gezielte Probiotika, Postbiotika oder sogar Mikrobiota-Transplantationen. Zukünftig könnten solche Ansätze eine wichtige Rolle in der Prävention und Behandlung von Krankheiten spielen.

Fazit

Das Mikrobiom ist ein komplexes Ökosystem, das eng mit unserer Gesundheit verknüpft ist. Eine ausgewogene Ernährung, ein gesunder Lebensstil und ein bewusster Umgang mit Medikamenten können dazu beitragen, das Mikrobiom positiv zu beeinflussen. Die Forschung steht hier jedoch erst am Anfang, und es bleibt spannend zu sehen, welche neuen Erkenntnisse in den kommenden Jahren gewonnen werden.

Der Beitrag basiert auf Erkenntnissen des Spezialseminars "Vom Reizdarm bis zum Mikrobiom – Moderne Ernährung in der Gastroenterologie", das in Zusammenarbeit mit dem ZEP – Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention und der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM) durchgeführt wurde. Die Expertin Dr. Mattea Müller leitete das Seminar. Linkedin-Profil (27) Mattea Müller | LinkedIn