Klinik für Urologie

Nieren- und Harnsteine

Wir blicken auf eine jahrzehntelange Erfahrung in der Diagnostik, erfolgreichen Therapie und Prävention des Harnsteinleidens zurück. Mit fast 1 000 Patienten und über 500 Eingriffen pro Jahr ist die urologische Klinik im Krankenhaus Barmherzige Brüder eine zentrale Anlaufstelle für Steinpatienten in und um München. Notfallpatienten (z. B. mit Nierenkolik) werden 24 Stunden am Tag, auch am Wochenende, durch einen kompetenten Urologen betreut und, falls notwendig, stationär aufgenommen sowie unter Umständen einer interventionellen Therapie zugeführt.

Die notwendige Diagnostik und konservative Therapie (Schmerztherapie) wird in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Radiologie und Anästhesie (Schmerzspezialisten) sofort eingeleitet. Sollte ein notfallmäßiger Eingriff (fast immer minimalinvasiv/endoskopisch) notwendig sein, steht auch hierfür rund um die Uhr ein Team zur Verfügung. Das Hauptaugenmerk der Versorgung liegt auf dem Erreichen einer sofortigen Schmerzfreiheit und anschließend in einer raschen Diagnostik und Therapie des Steinleidens. Hierbei gilt es unter Berücksichtigung medizinischer, aber auch persönlicher Aspekte des Patienten, die individuell bestmögliche Therapie einzuleiten.

Schmerzhafte Nierenkolik - ZDF Beitrag

In den letzten Jahren hat die Häufigkeit der Harnsteinerkrankung in den westlich geprägten Industrienationen deutlich zugenommen. Auch immer mehr Deutsche leiden an Harnsteinen. Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdreifacht. Heute ist fast jeder 20. Bundesbürger einmal oder mehrfach im Leben betroffen. Etwa 1,2 Millionen Patienten müssen jährlich wegen dieser Erkrankung behandelt werden.

Harnsteine können im gesamten Harntrakt vorkommen, man unterscheidet dabei z. B. Nierensteine, Harnleitersteine und Blasensteine. Während Blasensteine meist bei Blasenentleerungsstörungen entstehen, welche in der Regel gut behoben werden können, treten Nieren- und Harnleitersteine aufgrund von nicht optimalen Ernährungsgewohnheiten oder durch Stoffwechselstörungen auf. Eine Ursache der ansteigenden Häufigkeit der Harnsteinerkrankung in den westlichen Industrieländern wird in der zunehmenden Übergewichtigkeit der Bevölkerung gesehen, die gleichzeitig auch zu einer Zunahme der Blutzuckerkrankheit, des Bluthochdrucks und zu Fettstoffwechselstörungen führt (metabolisches Syndrom).

Nierensteine selbst führen zunächst zu keinen typischen Beschwerden, selbst große Steine (Ausgusssteine) werden von den Patienten meist selbst nicht bemerkt. Fällt dagegen ein Stein oder ein Fragment aus der Niere in den Harnleiter, führt dieser in der Regel zu einer Harnabflussstörung und zu einem Harnstau. Dies ist sehr schmerzhaft und führt zu den typischen Nierenkoliken. Beim Urologen wird dann nach der Schmerzbehandlung mittels Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen die Größe des Steins festgestellt und seine Lage bestimmt. Von Größe und Position des Steins ist dann abhängig, ob er von selbst abgehen kann oder ob eine Behandlung erforderlich ist.

Diagnose

Zunächst erfragt der Urologe die Krankheitsvorgeschichte (Anamnese). Diese Befragung schließt auch die Familienkrankheitsvorgeschichte mit ein. Häufig finden sich bei dem Betroffenen selbst oder bei seinen Verwandten früher durchgemachte Harnsteinerkrankungen. Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände können bereits Hinweise auf das Vorliegen eines möglichen Harnsteinleidens geben. An die Befragung schließt sich die körperliche Untersuchung an. Hier kann ein Druckschmerz in der Flanke Hinweis für einen Harnstau sein. Im Urin lässt sich oftmals Blut nachweisen und auch die Anzahl der weißen Blutkörperchen ist vermehrt (Leukozyturie). In einer Blutuntersuchung werden unter anderem Harnsäure-, Kalzium- sowie Kreatininwerte bestimmt. Eine wichtige Diagnostikmethode stellt die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) dar. Dabei dringen Schallwellen von außen in den Körper, werden reflektiert und erzeugen so ein Bild, das der Urologe auf einem Bildschirm auswerten kann. Bei der Ausscheidungsurographie erhält der Patient über die Vene ein Kontrastmittel verabreicht. Unter Röntgenkontrolle kann der Urologe die Ausscheidung über die ableitenden Harnwege genau verfolgen und z. B. Lage und Art der Steine genau bestimmen. Auch das Ausmaß einer vorliegenden Harnstauung wird mit diesem Verfahren sichtbar gemacht. Eine Alternative zu dieser Untersuchung kann eine Computertomographie (Schichtröntgenuntersuchung) darstellen.

Behandlung

Es gibt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten beim Harnsteinleiden. Dabei sind immer die Zusammensetzung der Steine, ihre Größe und Beschaffenheit sowie ihre Lage ausschlaggebend für die nachfolgende bestmögliche Behandlung. Der Urologe wird die Untersuchungsergebnisse und die entsprechenden Vorgehensweisen mit dem Patienten besprechen.

Konservative Therapie:
Durch medikamentöse Unterstützung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr können Harnsteine häufig spontan ausgeschieden werden. Körperliche Bewegung scheint dies zu unterstützen. Die Chemolitholyse bedeutet, dass Harnsteine durch Medikamente aufgelöst werden, was aber meist nur bei Harnsäuresteinen durchgeführt werden kann.

Minimalinvasive Therapie:
Ureterorenoskopie (URS):
Das Endoskop wird durch die Harnröhre in den Harnleiter und weiter in das Nierenbecken eingeführt. Bei diesem Eingriff können Steine aus dem Harnleiter oder dem Nierenbecken, mit flexiblen Instrumenten auch aus den Nierenkelchen, entfernt werden.

Größere Steine können z. B. mit einem Laser zuvor zerkleinert werden.

Ureterorenoskopie (URS)

ESWL (Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie):
Die Harnsteine werden von außen durch fokussierte Energiewellen zertrümmert.

PNL/Mini-PNL (Perkutane Nephrolitholapaxie):
Von der Körperaußenseite wird mit Hilfe einer Punktionsnadel ein dünner Kanal bis zur Niere angelegt. Anschließend wird ein optisches Instrument eingeführt. Der Urologe kann sodann die Harnsteine in der Niere zertrümmern und entfernen.

PNL (Perkutane Nephrolitholapaxie)
Die häufigsten Steinzusammensetzungen

Bei rund 50 Prozent der Harnstein-Patienten kommt es ohne geeignete Nachsorge zu mindestens einem, bei bis zu 25 Prozent sogar zu drei oder mehr Steinrezidiven (erneute Harnsteinbildung). Durch Trink- und Ernährungsmodifikation kann das Risiko einer erneuten Steinbildung signifikant gesenkt werden.

Die wichtigste diagnostische Maßnahme nach der Steinentfernung ist eine qualitativ sehr genaue Harnsteinanalyse. Darauf kann dann eine weitere Diagnostik und Therapieberatung aufbauen.

Bei allen Steinzusammensetzungen werden zur Prävention eine ausgewogene Ernährung, Abbau von Übergewicht, körperliche Bewegung und regelmäßiges, ausreichendes Trinken empfohlen. Weitere Empfehlungen gibt Ihnen Ihr Urologe basierend auf Untersuchungen wie einer 24-Stunden-Sammelurin-Messung.

Gibt es eine wirksame Vorbeugung?

Kalziumoxalat-Steine
70 bis 75 Prozent aller Harnsteine bestehen aus Kalziumoxalat. Die Entstehung von Kalziumoxalat-Steinen ist von einer großen Zahl von Faktoren abhängig, deshalb spricht man von einer multifaktoriellen Pathogenese. Die diagnostische Abklärung der Ursachen der Kalziumoxalat-Steinbildung erfordert aufgrund des multifaktoriellen Geschehens ein sehr komplexes Vorgehen. Die Diagnostik basiert im Wesentlichen auf einer zweimaligen 24-Stunden-Sammelurinuntersuchung. Neben der Ernährungsumstellung mit ausreichender Urinverdünnung ist häufig eine medikamentöse Behandlung erforderlich.

Harnsäuresteine
Harnsäuresteine sind in Deutschland ein immer häufiger auftretendes Erkrankungsbild. Harnsäure ist ein Endprodukt des Purinstoffwechsels und wird größtenteils über die Nieren ausgeschieden. Purin- und proteinreiche Ernährung fördert die Harnsäurebildung und trägt zur Säuerung des Harns bei. Die Mehrzahl der Harnsäuresteinerkrankungen ist daher ernährungsbedingt. Daher baut man bei der Prävention auf die Umstellung der Ernährung (Reduktion von rotem Fleisch) sowie den Abbau von Übergewicht. Da sich Harnsäuresteine besonders gut in saurem Urin bilden, kann durch eine Alkalisierung des Urins (Anhebung des pH-Wertes) das Rezidivrisiko gesenkt werden.

Infektsteine
Infektsteine (Magnesium-Ammoniumphosphat, Calciumphosphat) bildeten früher eine häufige Steinzusammensetzung, vor allem bei großen, sogenannten Ausgusssteinen. Durch eine rechtzeitige Diagnostik von Harnwegsinfekten und anschließender Antibiotikatherapie werden diese Steine heute immer seltener. Bevorzugt treten sie bei Frauen auf, die Prävention basiert auf einer kompletten Steinentfernung und anschließender Infektprophylaxe.

Ansprechpartner

Dr. Stefan Kromer, Oberarzt, Facharzt für Urologie, Endourologie, Steintherapie
Dr. Maximilian Schwiede Facharzt für Urologie

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