Mangelernährung: neue stationäre Versorgungsstruktur erproben
Gemeinsame Pressemitteilung
Bei 20 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten besteht laut verschiedenen Studien bereits bei der Aufnahme in ein Krankenhaus eine Mangelernährung. Um die Ernährungssituation von Betroffenen nachhaltig zu verbessern und deren Gesundheitskompetenz zu erweitern, haben die AOK Bayern und das Barmherzige Brüder Krankenhaus München jetzt einen neuen Qualitätsvertrag geschlossen. Dabei soll eine stationäre Versorgungsstruktur zur Diagnose, Behandlung und Prävention von Mangelernährung aufgebaut und erprobt werden. Eine Evaluation erfolgt nach Vertragsende durch das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Der Vertrag richtet sich an volljährige Versicherte der AOK Bayern, die stationär im Münchner Krankenhaus der Barmherzigen Brüder behandelt werden und unabhängig davon an einer Mangelernährung erkrankt sind.
„Wenn Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen werden, steht im Klinikalltag zunächst die Behandlung der primären Erkrankung im Fokus. Eine bestehende Mangelernährung wird dabei nicht regelhaft mitbehandelt. Und Betroffene fallen anhand des fehlenden Screenings häufig nicht auf. Deshalb ist es uns ein Anliegen, hier eine neue Versorgungsstruktur zu erproben. Es freut uns sehr, dass wir mit dem Barmherzige Brüder Krankenhaus in München einen Vertragspartner gewinnen konnten, der das Thema Ernährung schon seit Jahren zu einem Schwerpunkt gemacht hat“, so Dr. med. Tobias Hermann, Geschäftsbereichsleiter Stationäre Versorgung bei der AOK Bayern. Gerade vulnerable Gruppen wie ältere Menschen oder Krebserkrankte seien von Mangelernährung betroffen. Werde diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, könne sich nicht nur der Ernährungszustand verschlimmern, sondern negativ auf den gesamten Gesundheitszustand auswirken.
Während des stationären Aufenthaltes kümmert sich ein Ernährungsteam, bestehend aus Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmedizinern sowie Ernährungsfachkräften, um die Betroffenen. Dabei sind auch die Ärztinnen und Ärzte miteingebunden, die die Grunderkrankung der Patientinnen und Patienten behandeln. Eingangs erfolgt ein standardisiertes Screening, um eine vorliegende Mangelernährung zu erkennen. Darauf aufbauend erstellt das Ernährungsteam ein Konzept für eine individualisierte Therapie. Dieses umfasst einen individualisierten Behandlungsplan, eine spezifische Ernährungstherapie und eine Ernährungsberatung. Bei der Entlassung erhalten mangelernährte Patientinnen und Patienten umfassende Informationen zur Fortsetzung der Ernährungstherapie. Sie sollen so das Rüstzeug bekommen, einer Mangelernährung auch im Alltag zu Hause entgegenwirken zu können.
„Der Qualitätsvertrag unterstützt unser Bestreben in allen Fachbereichen der Klinik, die Ge-sundheitskompetenz möglichst vieler Patientinnen und Patienten zu stärken, damit sich die Ernährungssituation nachhaltig und dauerhaft auch nach dem stationären Aufenthalt verbessert“, ist Dr. med. Nadine Schmid-Pogarell, Geschäftsführerin des Barmherzige Brüder Kran-kenhauses München, überzeugt.
Mit Vertragsstart werden in den ersten sechs Monaten Patientendaten aus der bisherigen Regelversorgung zur Mangelernährung erhoben, um diese später dann mit den neuen Maßnahmen vergleichen zu können. Parallel dazu wird das neue Versorgungskonzept vorbereitet. Ab Frühjahr 2025 erfolgt dann die Umsetzung der neuen Versorgung zur Mangelernährung. Eine unabhängige Evaluation der Maßnahmen übernimmt das IQTIG.