Ein Seliger im Dienst der Kranken und Schwachen
Bescheidenheit, Demut und Weitblick – das sind die Charaktereigenschaften, die man mit Frater Eustachius Kugler verbindet. Am 4. Oktober vor zehn Jahren wurde der langjährige Provinzial des Ordens der Barmherzigen Brüder, Frater Eustachius Kugler (1867 bis 1946) im Hohen Dom St. Peter in Regensburg seliggesprochen. Erzbischof Angelo Amato, der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, nahm als Vertreter von Papst Benedikt XVI. die Seligsprechung vor. Hauptzelebrant des Pontifikalgottesdienstes war Bischof Gerhard Ludwig Müller. Rund 7500 Gläubige, darunter zahlreiche Kirchenvertreter, feierten damals im und um den Regensburger Dom, denn der Gottesdienst wurde auf Großleinwänden live übertragen. Danach bewegte sich eine Prozession vom Dom zum Krankenhaus Barmherzige Brüder, wo der Schrein mit den Gebeinen des Seligen in einer neuen Kapelle ruht.
Mehrere hundert Ordensbrüder aus aller Welt waren angereist. Auch viele Mitarbeitende des Ordens feierten gemeinsam mit Gläubigen aus dem Bistum Regensburg. Der damalige Provinzial, Frater Emerich Steigerwald, erinnert sich: „Eine Seligsprechung ist etwas Großartiges, das über viele Jahre erbetet und erarbeitet werden musste. So wurde sie für viele eine Herzensangelegenheit. Wir haben in der Vorbereitung versucht, mit Mitarbeitenden sowie der Bevölkerung für dieses außerordentliche Ereignis mit dem ganzen Orden ein Fest zu Ehren Eustachius Kuglers zu gestalten, das ihm in seiner berührenden Art gerecht wurde und den exemplarischen Christen aus der Oberpfalz erleben ließ.“
Wer war der spätere Selige?
Dass aus dem am 15. Januar 1867 als Joseph Kugler in Neuhaus bei Nittenau geborenen Sohn eines Hufschmieds einmal ein Seliger werden sollte, war ihm nicht in die Wiege gelegt. In München erlernte er das Bauschlosser-Handwerk, kehrte aber nach dem Sturz von einem Baugerüst 1884 in seine Oberpfälzer Heimat zurück. In Reichenbach am Regen lernte der nunmehr hinkende junge Mann den Hospitalorden des heiligen Johannes von Gott (Barmherzige Brüder) kennen, der im ehemaligen Benediktinerkloster eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufbaute. Fasziniert vom Leben der Brüder trat er in den Orden ein und erhielt den Namen Frater Eustachius. 1895 legte er die einfachen, 1898 die feierlichen Ordensgelübde (Ewige Profess) ab.
Nach Einsätzen in verschiedenen Einrichtungen des Ordens wählten ihn seine Mitbrüder 1925 zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz, viermal wurde er wiedergewählt. Zu seinem unermüdlichen persönlichen Einsatz für Kranke, Schwache und Arme gehörte ein unerschütterliches Gottvertrauen, welches ihn zu Krisenzeiten zu dem großen Krankenhausbau in Regensburg ermutigte. Frater Eustachius Kugler gelang es, die gewaltige Finanzierungssumme von 8,3 Millionen Reichsmark durch Bündelung der Kräfte der ganzen bayerischen Provinz zu stemmen. Bei seiner Eröffnung am 19. Juni 1929, vor 90 Jahren, gehörte der Bau des „Star-Architekten“ Professor Albert Boßlet zu den modernsten Einrichtungen in Deutschland.
Die Verehrung des Seligen hält bis heute an: in der kunstvoll gestalteten Eustachius-Kugler-Kapelle im Regensburger Krankenhaus Barmherzige Brüder ruht sein Reliquienschrein. Hierher kommen Patienten und Besucher mit ihren Gebetsanliegen, wird einmal wöchentlich die heilige Messe gefeiert. „Man könnte fast plakativ in unserem Krankenhaus mit dieser besonderen Zusatzleistung werben, also ‚Mit einem Seligen unter einem Dach‘“, meint schmunzelnd Frater Benedikt Hau. Für den Provinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern ist Frater Eustachius Vorbild und Fürsprecher bei Gott zugleich: „Eustachius Kugler hat das Gelübde der Hospitalität nicht mit Worten, sondern mit Taten praktiziert. Er wusste sich als ‚Dienstmann‘, als Gepäckträger, als Kofferschlepper seiner Mitmenschen, seiner Mitbrüder. Das war seine Größe! Und er hat das Gebet in die Mitte seines Alltags gestellt.“